Wer sagt, dass die Welt des Weins eine reine Männerdomäne sei? Unter den Hauptakteuren des önologischen Universums wächst der Anteil der Frauen beständig; bei mehr als ¼ der Weinbetriebe steht heute bereits eine Frau an der Spitze.
Es sind aber nicht nur Geschäftsfrauen, sondern auch Sommelièren, Önologinnen und Journalistinnen, die in den letzten Jahrzehnten ihr Können und ihre Familientradition mit großem Engagement und starkem Innovationsgeist in der Weinbranche bewiesen haben.
Die große Wende kam 1988, als die Arbeit in der Weinbranche noch fast ausschließlich als ein männliches Vorrecht angesehen wurde. Elisabetta Tognana, eine junge Weinproduzentin aus Venetien, verstand, dass es an der Zeit war, die Arbeit von Frauen, die eine wichtige Rolle in der Welt des Weins spielen, nachhaltig aufzuwerten und gründete deshalb den italienweiten Verband „Le Donne del Vino“. Heute zählt diese Organisation fast eintausend leidenschaftliche Mitglieder, die in der gesamten Weinbranche arbeiten, egal ob im Weinberg, an der Presse, im Keller oder im Marketing.
In den letzten Jahren haben wir viele Frauen interviewt, die sich auf dem Weinmarkt hervorgetan haben, wie Chiara Condello di Condé, die sich im Predappio-Tal zusammen mit ihrem Vater Francesco dem Anbau von Sangiovese-Trauben widmet, oder Maria Piera Zola, der Inhaberin der Antica Casa Vinicola Scarpa, einem historischen Weingut in Nizza Monferrato.
Alle wichtigen weiblichen Persönlichkeiten zu erwähnen, wäre unmöglich, aber einige der Frauen, die wir feiern wollen, sind diejenigen, die uns am meisten durch ihre Ausdauer, ihren Ideenreichtum und natürlich durch ihre Weine beeindruckt haben.
Marilisa Allegrini ist Marketing-Managerin der historischen Familienwinzerei, die international für die Produktion seines Amarone della Valpolicella renommiert ist. Im Jahr 2001 gründete sie zusammen mit ihrem Bruder Walter das Weingut Poggio del Tesoro, das sich bald in der Produktion von Bolgheri hervortat. Doch damit nicht genug: 2007 erwarb Marilisa das toskanische Weingut San Polo in Montalcino, das sich dank ihres Engagements heute nicht nur der Bio-Zertifizierung rühmen darf, sondern auch seiner nachhaltigen Bewirtschaftung der Weinkellerei und der Produktionsprozesse unter voller Rücksichtnahme auf die Umwelt. Deshalb kann man Marilisa Allegrini voller Überzeugung als First Lady des Weins bezeichnen.
Und dann ist da noch Francesca Moretti, die zusammen mit ihrer Familie die Weinabteilung von Terra Moretti, einer der größten italienischen Weingruppen, leitet. Sie lebt eine echte Berufung zum Wein. Sie sagt, dass sie Managerin wurde, weil ihr Vater und die Hügel von Bellavista, wo sie aufwuchs, ihr diese Leidenschaft vermittelten. Heute stehen sechs Betriebe unter ihrer Verantwortung: Bellavista und Contadi Castaldi in der Franciacorta, das Maremma-Weingut Petra, sowie Teruzzi, Acquagiusta sowie das legendäre Weingut Sella & Mosca.
Natürlich müssen wir dabei auch Francesca Terragni erwähnen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit als Marketing- und Kommunikationsleiterin von Moët Hennessy Italia (dem Wein- und Spirituosensegment von LVMH) steht die Vermarktung von Champagnern vom Kaliber von Moët & Chandon, Dom Pérignon und Veuve Clicquot. Mit ihrer Fähigkeit, sich jeder Herausforderung mit Entschlossenheit zu stellen, gilt Francesca nicht nur in der Welt des Weins als Ikone: 2019 wurde sie in die Forbes Top 100 der einflussreichsten Frauen in Italien aufgenommen.
Wir schließen mit einer der führenden selbstständigen Unternehmerinnen Italiens: Matilde Poggi. Seit 2013 ist sie Präsidentin des italienischen Verbandes der unabhängigen Winzer FIVI, für den sie sich mit Entschlossenheit und Leidenschaft einsetzt. Ihr Weingut Le Fraghe ist ein Beispiel dafür, wie die Vereinigung von Liebe zum Wein und Liebe zum Boden zu großartigen Ergebnissen führen kann, wie ihre biologischen Bardolino-Weine eindrucksvoll demonstrieren.